AEPM Jahrestagung 2018
Nach dem Druck:
Der Bucheinband als kulturelles Erbe
Imprenta Municipal. Artes del libro
C/Concepción Jerónima, 15
Madrid, Spanien
vom 24. bis 26. Mai 2018
Buchbinden und Einbände haben erheblichen Anteil am Prozess des Publizierens. Ohne sie könnten gedruckte Textblätter, könnten Seiten nicht zu blätterbaren Büchern werden. Die meisten Bucheinbände sind nach rein funktionalen Gesichtspunkten gefertigt. Andere dürfen für sich künstlerische Qualität beanspruchen. Historische Einbände sind von beachtlichem Interesse und werden regelmäßig in Museen und Bibliotheken ausgestellt.
Bücher, gleich ob in besonderer Weise oder schlicht für den Alltag gebunden, sind nicht nur Artefakte, sondern haben historischen und künstlerischen Wert. Alle Erzeugnisse, die dem gebundenen Buch ähnlich sind, helfen, die Geschichte der Druckkultur besser zu verstehen. Die Maschinen und Gerätschaften des Buchbinders in seiner Werkstatt finden unser besonderes Interesse: Vergolderwerkzeuge beispielsweise, mit denen künstlerische Prägungen gelingen.
Viele theoretische Aspekte, der technische Wandel insbesondere, ergänzen das vererbte Wissen um das Buchbinden und wecken ebenso unser Interesse.
Die Konferenz handelt von materialen und prozessualen Gesichtspunkten des Buchbindens und von ihrem Vorkommen in Druckmuseen:
- Historische Aspekte: Einbandforschung, handwerkliche Techniken, industrielle Produktion
- Zeitgenössischer Bucheinband: praktische Forschung zu neuen Techniken und Entwicklungen. Die Bedeutung des Museums als Sammelort von Einbänden.
- Konservierung und Restaurierung in Museumssammlungen.
- Das Handwerkszeug des Buchbinders
- Workshops zur Vermittlung der Möglichkeiten, alte Techniken zu erhalten und zu überliefern.
- Die Werkstatt im Museum, der workshop… Ort der öffentlichen Vermittlung zu en bereichen Konservierung und Restaurierung.
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Programm
Alle Veranstaltungen finden im Imprenta Municipal statt, sofern nicht anders angegeben.
Simultanübersetzung wird für Englisch, Französisch und Spanisch verfügbar sein.
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Donnerstag 24 Mai 2018
10.00 – 19.00
Ankunft der Teilnehmer, Anmeldung und informeller Besuch
Imprenta Municipal.
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19.00
Begrüßung
Bürgermeister von Madrid
Präsident AEPM, Alan Marshall.
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20.00
Pascal Fulacher
Direktor der Atelier du livre d’art et de l’estampe (Abteilung Künstlerbuch und Druck in der französischen Nationaldruckerei).
Herausgeber der Zeitschrift Art & métiers du livre (1985-2001) und Plume (2007-2015). Direktor des Verlagshauses Art & métiers du livre/éditions (1994-2001). Sodann Kurator an zwei Museen zu Schriftgeschichte in Paris und Brüssel (2003-2015). Autor und Ko-Autor mehrerer Bücher, darunter: Papiers et moulins des origines à nos jours (Papiere und Mühlen von gestern bis heute) 1989, 1997, Six siècles d’art du livre, de l’incunable au livre d’artiste (Sechs Jahrhunderte Kunst des Buches), 2012, Jean Cocteau le magnifique. Les miroirs d’un poète (Jean Cocteau, der Großartige. Die Spiegelbilder eines Poeten), 2013. Verteidigung seiner Promotionsarbeit über die Ästhetik des Buchs im 20. Jahrhundert (Sorbonne Universität, Paris, 2004). Seit 2016 an der Imprimerie Nationale.
Ist der zeitgenössische Bucheinband eine akzeptierte Kunstgattung?
Seit den 70er Jahren wächst das Interesse französischer Institute am zeitgenössischen Bucheinband. Die Bibliothèque Nationale begann damit 1977, gefolgt von der Bibliothèque historique de la Ville (Stadtbibliothek) in den frühen 90ern. Auch andere Bibliotheken kümmerten sich um den modernen Bucheinband. Damit entstanden Fragen: Was wird wie eingebunden? Nach welchen Kriterien sind Buchbinder auszusuchen. Und um welche Art Einband geht es? Welche Kriterien der Technik und Ästhetik sind zu berücksichtigen? Was kostet ein guter Einband? Wie sind solche Einbände aufzuheben und auszustellen? P. Fulacher geht diesen Fragen nach und beleuchtet die Kategorie des modernen Bucheinbands.
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20.50
Informelle Gespräche und Getränke
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Freitag 25 Mai
Morgensitzung
09.00
Elke Van Herck
Plantin-Moretus Museum, Antwerp, Belgium.
Nach bestandener Master-Prüfung in Restaurierung und Konservierung mit Schwerpunkt auf Papier und Buch und nach Aufenthalten in der British Library (London) und dem Trinity College (Dublin), ließ sich Elke Van Herck als freischaffende Restauratorin nieder. Seit 2002 arbeitet sie für die Stadt Antwerpen, und entwickelte ein Programm zur Sicherung von grafischen Sammlungen, das Plantin-Moretus Museum eingeschlossen. Sie ist Mitglied verschiedener Beratungsgremien und hat diverse Kurse zum Schutz von Grafik und Buchsammlungen gegeben.
Schutz der Sammlungen während der Neueinrichtung der Dauerausstellung und der historischen Sammlung im Museum Plantin-Moretus
2016 verfügte das Plantin-Moretus-Museum zwei entscheidende Änderungen, beide im Sinne der verbesserten Aufbewahrung der historischen Grafik/Buchsammlung. Zum einen war das die Wandlung der Dauerausstellung. Die Klimatisierung im historischen Gebäude wurde modernisiert und Maßnahmen zur adäquaten Platzierung historischer Bücher in der Ausstellung vorgenommen. Ob alle wichtigen Werke gleichzeitig gezeigt sein müssten? Für wie lange Zeit am Stück sollten Bücher ausgestellt sein? Zur Beantwortung mussten die infrastrukturellen Bedingungen geprüft werden; welche Maßnahmen könnten durch wieviel Personal ausgeführt werden. Für einen Großteil der Sammlung galt es, ein neues Depot einzurichten. Ein neues System zur Erfassung der Bücher und ihres Zustands wurde eingeführt. Schutzbehälter spielten eine große Rolle. Eine Art Schleuse sorgt für die schrittweise Herrichtung der Bücher zur endgültigen Aufbewahrung. Zu all diesen Vorgängen nimmt der Vortrag Stellung.
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10.00
José Bermejo
Imprenta Municipal – Artes del Libro, Madrid, Spain.
José Bermejo schloss sein Studium der neuen und zeitgenössischen Geschichte in Madrid 1986 ab. Bis 1992 entwickelte er das Studienprogramm an der Buchbinderschule an der Imprenta Artesanal, Madrid, deren Direktor er 1990 wurde. Er initiierte diverse Veröffentlichungs- und Ausstellungsprojekte und führte die Schule so zu einem führenden Institut für Druckgeschichte. 2011 wurde es die Druckerei des Buchmuseums, welches er bis 2016 leitete. Heute ist er der Leiter der Museumsabteilung beim Kulturamt der Stadt Madrid. Er ist Autor mehrerer Werke über Druck- und Buchbinderei-Geschichte, speziell einer Enzyklopädie für Bucheinband und des Buches Die Kunst des Buchhandwerks in der Geschichte Spaniens.
Professionelle Kurse für Kulturarbeit. Warum im Museum?
Druck- und Buchmuseen präsentieren üblicherweise einen Diskurs entsprechender Kunstwerke und der dazugehörigen Techniken. Doch die Dinge als solche vermitteln nicht genug, um grafische Prozesse anschaulich zu machen. Die Techniken in der Buchherstellung haben sich gewandelt. Aufbewahrung, Vermittlung und Forschung sind die Aufgaben, die sich Museen mehr denn je stellen. Dabei kommt workshops (praktischen Kursen) vermehrt Bedeutung zu. Dieses an Hand der Imprenta Municipal aufzuzeigen, ist das Anliegen dieses Vortrags.
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11.00
Kaffeepause
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11.30
Maria Luisa López-Vidriero
Königliche Bibliothek, Madrid, Spanien
Maria Luisa López-Vidriero ist die Direktorin der Königlichen Bibliothek gewesen seit 1991. Sie studierte Buchgeschichte an der Universitätsbibliothek von Salamanca, an der Complutense Universitätsbibliothek und am Institut für Rara an der Nationalbibliothek von Madird.
Arachnes Zelle. Königliche Einbände im Netz.
Die Bucheinband-Datenbank der Madrider Königlichen Bibliothek ist das Ergebnis genauer Erkundung der Bedeutung, die die Bucheinbände im Bestand der Königlichen Bibliothek spielen. Die Datenbank ist ein Forschungswerkzeug um die Repräsentations- und Symbolkraft des Einbands in der Bibliothek zu bestimmen. Jeder einzelne Einband trägt zur Identität der Königlichen Bibliothek bei. Das Programm Arachnes Zelle dient der Strukturierung der Datenbank zu den Einbänden der Bibliothek.
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12.30
Katharina Mähler
Herzog August Library, Wolffenbüttel, Germany.
Katharina Mähler ist Buchbindemeisterin und Buch- und Papierrestauratorin; zuvor arbeitete sie als Druckvorlagenherstellerin während der Fotosatz-Ära. Inzwischen ist sie stellvertretende Leiterin der Stabsstelle Erhaltung und Restaurierung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, wo sie nach einer Anstellung in Bern, Schweiz, seit 1993 beschäftigt ist. Sie befasst sich mit einem breiten Spektrum von Sammlungsbeständen der Bibliothek einschließlich mittelalterlicher Handschriften und frühneuzeitlicher Drucke, aber auch zeitgenössischer Künstlerbücher und graphischer Blätter. In Zusammenhang mit ihren Aufgaben als Restauratorin gilt ihr besonderes Interesse der Geschichte und Struktur von Bucheinbänden sowie historischem Buntpapier.
Schützend und schutzbedürftig – Betrachtungen zu Bucheinbänden in einer historischen Bibliothek
Die 1572 gegründete Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel gehört zu den ältesten Bibliotheken der Welt, deren berühmte Bestände bis auf den heutigen Tag unversehrt erhalten geblieben sind. Dies geht auf eine über vierhundertjährige, friedliche Geschichte des Büchersammelns zurück, zu der viele Einzelne beigetragen haben – sowohl Mitglieder der herzoglichen Familie als auch Gelehrte in deren Diensten.
Damit ist die Bibliothek ein authentischer und lückenloser Teil des kulturellen Gedächtnisses, der die Möglichkeit bietet, die hier aufbewahrten gedruckten Werke und Handschriften in ihrem historischen Kontext zu besichtigen und zu benutzen. Insbesondere Bucharchäologen erforschen hier Bücher in ihren zeitgenössischen Einbänden, um Erkenntnise bspw. zum Buchhandel in früheren Zeiten, zur Wanderschaft von Büchern durch ganz Europa sowie zum sozialen Status ihrer Vorbesitzer zu gewinnen.
Der Vortrag gibt einen Überblick bemerkenswerter, sowohl besonders schmuckvoller, als auch bescheidener Einbände aus den Beständen der Bibliothek – insbesondere im Zusammenhang mit ihrer Schutzfunktion für die überlieferten Texte. Dabei liegt der Fokus auf Einbandstrukturen und ihrer Herausforderung für die Konservierung und Restaurierung. Schließlich wird der Aspekt der Bestandserhaltung im Hinblick auf die Einbände im Laufe der langen Geschichte der Bibliothek untersucht.
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14.00
Mittagessen
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Nachmittagssitzung
15:30
Rosita Nenno
Offenbach, Deutschland
Rosita Nenno, geboren 1957, lebt in Frankfurt am Main. Studierte Kunstgeschichte, Islamische Kunst und Französische Literatur in Saarbrücken und Paris. Nach einer Tätigkeit als Freischaffende am Musée d’Art Moderne, Paris, war sie 28 Jahre lang am Deutschen Ledermuseum Offenbach, verantwortlich für die Europäische Sammlung. Aktuell freischaffende Kuratorin. Forschungs- und Publiaktionsschwerpunkte in den Bereichen Mode, Design und Marktstrategie in den 20er und 30er Jahren. ICOM ICDAD Mitglied, Mitglied des Netzwerks Mode Textil und im Verband der Deutschen Kunsthistoriker.
Ignatz Wiemeler und seine herausragenden Bucheinbände. Ein zentraler Werkkomplex im Klingspor Museum
1921 begann Ignatz Wiemeler seine Lehrtätigkeit an den Technischen Lehranstalten Offenbach. Dort traf er Karl Klingspor, den großen Bibliophilen und Betreiber der Schriftgießerei Gebr. Klingspor. Beeinflußt auch von der Kreativität des Schriftkünstlers Rudolf Koch, zudem Ernst Engel, schuf Wiemeler nahezu 100 Bände für Karl Klingspor. Die Einflüsse der Offenbacher Jahre führte Wiemeler in den Folgejahren seiner Arbeit in Leipzig fort. Der Vortrag stellt einen der anerkanntesten Buchbinder seiner Zeit vor.
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16.30
Aitor Quiney
National Library of Catalonia, Barcelona, Spanien.
Aitor Quiney Urbieta ist promovierrter Kunsthistoriker (Universität Barcelona) und mit einem Master Abschluss in Restaurierung und Konservierung (Catalanische National Bibliothek) Buch-Wissenschaftler spezialisiert auf Katalonisches Buch, Einbände und Buch-Objekte. Kurator verschiedener Ausstellungen zwischen 2001 und 2015. Emili Brugalla, enquadernador (2001), Hermenegildo Miralles, arts gràfiques i enquadernació (2005), awarded with the Recuperació i recerca de la Memòria Històrica de Arts Gràfiques a Catalunya’s prize, Colleccions privades, libres singulars (2005), Emili i Santiago Brugalla, el seu llegat patrimonial (2009), L’exlibrisme a Catalunya al voltant del 1900 and Encuadernación y Bibliofilia en la Associació de Bibliòfils de Barcelona (2015). Avantgarde-Bewegungen im Lauf der Gechichte, die Kunst Kataloniens und der Kanarischen Inseln sind Themen der Forschung von Aitor Quiney.
Die Sammlung der Vergolderwerkzeuge aus der Sammlung Brugalla in der Katalanischen National Bibliothek. Ein Beispiel zur Konservierung des Buchbindehandwerks.
Als die Katalanische Nationalbibliothek 2008 Die Werkzeuge der Brugalla-Werkstatt erwarb, wurde sie eine der bedeutendsten Bibliotheken im Feld der Konservierung historischer Bucheinbände. Emilio und Santiago Brugalla betrieben die wichtigste Werkstatt Spaniens für Bucheinband zwischen 1931 und 2007. 5000 Werkzeuge und das gesamte Instrumentarium der Werkstatt gingen an die Bibliothek. Hinzu kamen Skizzen, Studien und Fachliteratur. Schließlich auch die Archivalien. Briefe und Fotografien. E. Brugalla schrieb mehrere Bücher über Bucheinbände. Der Vortrag thematisiert die Sammlung Brugalla und zeigt ihre Struktur auf.
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17.30
Stefan Soltek
Klingspor Museum, Offenbach, Germany
Dr. Stefan Soltek, geboren 1956 in Köln, studierte Kunstgeschichte an den Universitäten von Köln und Bonn, wo er mit einer Arbeit über einen romanischen Taufstein promovierte. In diesem Rahmen galt es zahlreiche Handschriften des frühen Mittelalters zu vergleichen. Nach Volontariaten am Hessischen Landesmuseum Kassel und dem Museum für Kunsthandwerk Frankfurt am Main übernahm er dort als Kurator die Linel-Sammlung für Buch und Grafik. Sodann, 2002, wechselte er an das Klingspor Museum, dessen Direktor er ist. Seine Publikationen liegen im Feld von Buchkust und Grafik Design des 20./21. Jahrhunderts.
Außen beginnt Innen. Künstlerische Entscheidungen für die Erscheinung seines Buchs
Die Buchsammlung des Klingspor Museums reicht von 1900 bis in die Gegenwart. Sie hat keine eigentliche Spezialisierung auf den Bucheinband und weist doch zahlreiche herausragende Einbände auf. Gerade mit dem Aufkommen des Künstlerbuchs wird eine Neuakzentuierung des Einbands deutlich. Künstlern in diesem Feld geht es weniger um die dekorative Qualität des Einbands als vielmehr um seine Integration in die Gesamtaussage des Buchs. Dazu liefert der Vortrag sehenswerte Beispiele.
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18.30
Workshop
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21.00
Abendessen
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Samstag 26 Mai
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09.00
Hauptversammlung des AEPM
AEPM nur für Mitglieder
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09.00
Workshops
Für Nichtmitglieder.
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10.30
Kaffeepause
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11.00
Kurznachrichten und Neuigkeiten aus Museen
Verschiedene Organisationen und Themen einschließlich:
- Asociacion del Senado del Museo de la Imprenta de Valencia, Valencia, Spain
- Claudio Galleri, Musée Médard, Lunel, France
- Inga Surgunte, National Library of Latvia, Riga, Latvia
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14.00
Mittagessen
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Führung durch die Altstadt von Madrid
Das Städtische Imprenta – Artes del Libro organisiert in Zusammenarbeit mit dem Fremdenverkehrsbüro von Madrid zwei kostenlose Führungen durch das historische Viertel der Stadt für Delegierte: Samstag früh am Abend um 18:00 Uhr und Sonntagmorgen um 11:00 Uhr .
Ein Besuch wird auf Englisch sein, der andere auf Französisch, je nach Anzahl und Vorlieben der Teilnehmer. Wenn Sie teilnehmen möchten, informieren Sie uns bitte im Voraus unter info@aepm.eu, um die Organisation zu erleichtern.
Tuesday 29 May
11:00
Guided tour of the Real Bibloteca (Spanish Royal Library)
For those who intend to stay on in Madrid for a few days after the event, Maria Luisa López Vidriero will lead a guided tour of the Real Biblioteca.
Maria Luisa López Vidriero is the director of the Real Biblioteca and will also be speaking at the conference. If you are interested in taking part in the tour, please sign up when you register on arrival at the Imprenta Municipal for the conference.